Factsheet: Zigarettenstummel
Um die negativen Umweltauswirkungen von konventionellen (fossilen) Kunststoffen zu mindern, werden vermehrt Biokunststoffe eingesetzt. Aber was ist mit Bio-Kunststoffen gemeint und sind diese Materialien ökologisch verträglich?
Gift im Filter
Zigarettenfilter bestehen aus einem Verbundstoff aus Papier und Celluloseacetat-Fasern versetzt mit Weichmachern. Celluloseacetat ist ein Biokunststoff auf der Basis von Holz. Filter sind (ungeraucht) ungiftig, aber sehr robust und brauchen in der Natur zwischen 10 und 15 Jahre zur Zersetzung. Da der Filter nicht biologisch abgebaut wird, wird durch Verwitterung Mikroplastik, also kleine Kunststoffteilchen unter 5 mm, erzeugt.
Durch das Rauchen wird der Filter mit Giftstoffen angereichert. Pro Zigarettenstummel werden 2 mg Kondensat mit 4800 Chemikalien (250 davon werden als giftig, 90 als krebserregend eingestuft) freigesetzt. Neben Nikotin sind das Stoffe wie Acetaldehyd, Formaldehyd und polyzyklischen Aromaten bis zu den Schwermetallen Arsen und Blei.
Zigarettenstummel als Umweltproblem
Werden Zigarettenstummel achtlos weggeworfen, können daraus ernste Umweltgefahren entstehen. Durch Niederschlag ausgeschwemmte Giftstoffe gelangen in den Boden oder in Gewässer. Dadurch schädigen sie nachweislich Lebewesen, angefangen von Bakterien und Kleinkrebsen bis zu Fischen.
Nikotin wirkt als Nervengift und wurde früher als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Schon eine Kippe, aufgelöst in einem Liter Wasser, tötet Jungfische nach vier Tagen (Aquarium-Versuch der Uni San Diego). Reichern sich die Umweltgifte in heranwachsenden Fischen an, gelangen sie so in die Nahrungskette und können letztlich wieder beim (im) Menschen landen.
Weitere Probleme durch falsch entsorgte Kippen
Gerade im Sommer können in der Natur entsorgte Kippen Waldbrände auslösen, wodurch erhebliche Schäden und Gefahren für Menschen und Natur entstehen.
Kleinkinder sind neugierig und erkunden ihre Umwelt auch mit dem Mund. Vor allem für Kinder sind Zigarettenstummel aber pures Gift. Ein bis drei verschluckte Kippen können zu deutlichen Vergiftungserscheinungen führen. Ein Rauchverbot auf Spielplätzen ist aber die Seltenheit.
Werden Zigaretten achtlos in der Wiese „entsorgt“, stellen sie außerdem Probleme für die Landwirtschaft dar, wenn die Wiese als Futterquelle oder Weide verwendet wird. Nutztiere wie Wildtiere, die Filter fressen, können durch die Schadstoffe im Filter vergiftet werden.
Müllproblem in den Gemeinden
Neben diesen Gefahren, sind Zigarettenstummel auch ein ästhetisches und in Folge finanzielles Problem in Gemeinden und Städten. Durch „Littering“ – also Vermüllung bzw. die Verschmutzung von Flächen und Räumen durch unsachgemäß weggeworfenen Abfall – entstehen hohe Reinigungskosten. Zigarettenstummel findet man dabei überall.
Auch die Entsorgung von Zigarettenkippen über den Gully/Kanal oder Abfluss/Klo ist verboten, passiert aber leider weit verbreitet. Aufgeweichte Filter können Abflussrohre verstopfen. Die Reste müssen in der Kläranlage herausgefiltert und entsorgt werden. Das ist kosten- und energieintensiv.
Obwohl die illegale Entsorgung von Zigaretten nach dem Abfallwirtschaftsgesetz und nach der Straßenverkehrsordnung verboten ist, geschieht dies oft ohne schlechtes Gewissen. In Städten wie Wien oder Graz ist es sogar mit Bußgeldern belegt, das auch aktiv einkassiert wird.
Was hat die EU vor?
Europa nimmt sich der 10 Einweg-Plastikartikel an, die am häufigsten als Abfall an europäischen Stränden gefunden werden und fördert nachhaltige Alternativen. Nach Schätzungen der WHO machen Zigarettenstummel 30 bis 40 Prozent der in Städten und auf Stränden eingesammelten Müllstücke aus. (Studie zu Umweltauswirkungen von Tabakerzeugnissen). Die Stummel sind die am zweithäufigsten weggeworfenen Einwegartikel aus Plastik – noch vor den Plastiksackerln.
Initiativen zur Bewusstseinsbildung, Sammel-Aktionen, sowie die richtige Entsorgung sollen in den kommenden Jahren forciert werden. Auch die Hersteller werden in die Pflicht genommen.
Was kann man in der Gemeinde tun?
Kein anderer Gegenstand wird so achtlos und ohne schlechtes Gewissen weggeworfen wie ein Zigarettenstummel. Deshalb stehen die Bewusstseinsbildung und Information über die richtige Entsorgung an erster Stelle.
Die richtige Entsorgung von Kippen ist eigentlich sehr einfach: sie gehören in den Restmüll. Gerade auf öffentlich hoch frequentierten Plätzen oder Orten, an denen Menschen warten, ist es notwendig, genügend Mistkübeln aufzustellen. Wichtig ist dabei, dass diese Abfallbehälter einen Ascher haben, da der Abfall sonst leicht zu brennen beginnt, bzw. am Boden ausgedämpfte Kippen meistens nicht nachträglich in den Abfalleimer geworfen werden.
Ebenso sollte bei Veranstaltungen (im Freien) darauf geachtet werden, dass genügend Aschenbecher vorhanden sind und die Zigarettenstummel fachgerecht entsorgt werden.
Für Spielplätze oder von Kindern frequentierte Plätze sollten klare Regeln für RaucherInnen ausgeschildert werden (Raucherzonen) oder ein Rauchverbot überlegt werden, damit Kinder nicht mit den Zigarettenstummeln in Berührung kommen.
In Waldgebieten oder Gebieten mit Wanderwegen kann durch Schilder auf die besondere Gefahr von glimmenden Zigaretten und die Waldbrandgefahr aufmerksam gemacht werden.
Eins steht fest: Die richtige Entsorgung von Zigarettenstummeln im Restmüll ist einfach und ein wesentlicher Beitrag für eine plastikfreie und giftfreie Umwelt.
Tipp: Taschenaschenbecher für unterwegs verwenden!
Es gibt Taschenaschenbecher für unterwegs. Diese sind in den unterschiedlichsten Farben, Größen und Formen erhältlich. Taschenaschenbecher sind günstig und handlich. Sie sollten zur Grundausstattung für Raucherinnen und Raucher ebenso dazugehören wie das Feuerzeug.
Der TAschenbecher der NÖ Umweltverbände ist ein praktischer Reisebegleiter für alle umweltbewussten und abfallarm lebenden RaucherInnen. Das Innovative: es ist nicht mehr nötig die Zigarette vorher auszudrücken. Diese geht in Sekundenschnelle aufgrund des Sauerstoffmangels aus.
Der NÖ Taschenbecher ist ein reines Mostviertler Regionalprodukt vom Stoppel bis zur Beklebung. Er wird in Zusammenarbeit mit karitativen Betrieben produziert und ist der ideale umweltschonende Begleiter für alle RaucherInnen. Denn das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln ist kein Kavaliersdelikt.
Gemeinsam gegen Einweg-Plastik
Das Land Niederösterreich, die NÖ Umweltverbänden und der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ setzen einen Schwerpunkt zum Thema Einweg-Plastikvermeidung. Das Nachhaltige Beschaffungsservice NÖ bietet ein Unterstützungsangebot für Gemeinden an.
Beschaffung & SDG
Die nachhaltige Beschaffung kann durch die Berücksichtigung der 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales viel zur Umsetzung der SDGs beitragen.