Factsheet: Kennzeichnung von Biokunststoffen
Biokunststoffe sind nicht immer biologisch abbaubar. Internationale Standards wurden zur Bioabbaubarkeit entwickelt. Eigene Labels kennzeichnen die Kompostierbarkeit oder biologische Abbaubarkeit von Biokunststoffen.
Bedeutung „nicht abbaubar“ und „biologisch abbaubar“
Nicht-abbaubare Kunststoffe sind meistens wasserabweisend und können daher von Mikroorganismen nicht zersetzt (abgebaut) werden. Sie zerfallen mit der Zeit durch mechanische, chemische oder physikalische Einwirkungen zu immer kleineren Teilchen und können dadurch leicht in die Nahrungskette gelangen. Man spricht dabei von Mikroplastik.
Mit biologisch abbaubaren Kunststoffen sind in den meisten Fällen kompostierbare Kunststoffe gemeint. Die Bezeichnung „biologisch abbaubar“ beinhaltet aber keine Begrenzung des Zeitraums bis zum vollständigen Abbau. Die Materialien werden durch Mikroorganismen (Pilze, Bakterien) in Wasser und Kohlendioxid zerlegt. Dies ist abhängig von Faktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Oberflächenbeschaffenheit.
Biokunststoffe, die aus Pflanzen gewonnen werden, setzen beim Abbau und bei der energetischen Nutzung nur so viel CO2 frei, wie sie während der Wachstumsphase aufgenommen haben. Sie sind deshalb als CO2-neutral einzustufen.
Internationale Standards für Biokunststoffe
Die Bioabbaubarkeit wird durch einen entsprechenden Standard der Internationalen Standards Organisation ISO 14855 (Bestimmung der vollständigen aeroben Bioabbaubarkeit von Kunststoff-Materialien unter den Bedingungen kontrollierter Kompostierung) geprüft.
Zahlreiche weitere Normen werden als Grundlage zur Beurteilung von Eigenschaften von Biokunstsoffen herangezogen werden:
DIN EN 13432 Verpackung – Anforderungen an die Verwertung von Verpackungen durch Kompostierung und biologischen Abbau
DIN EN 14995 Kunststoffe – Bewertung der Kompostierbarkeit
ASTM D 6400 Standard Specification for Compostable Plastics, amerikanischer Standard
ÖNORM EN ISO 17556:2018 Kunststoffe – Bestimmung der vollständigen aeroben Bioabbaubarkeit von Kunststoffmaterialien im Boden
ÖNORM EN ISO 20200:2015 Kunststoffe – Bestimmung des Zersetzungsgrades von Kunststoffmaterialien unter nachgebildeten Kompostierungsbedingungen mittels einer Prüfung im Labormaßstab
ASTM 686 Standard Test Methods for Determining the Biobased Content of Solid, Liquid, and Gaseous Samples Using Radiocarbon Analysis
EN 16785-1 Biobasierte Produkte – Biobasierter Gehalt
Kennzeichnung von Biokunstoffen
Biokunststoffe können von den Produzenten mit verschiedenen Labels gekennzeichnet werden, die den Konsumenten Klarheit zu deren Eigenschaften oder Zusammensetzung geben sollen. Die Zertifizierungen werden von TÜV Austria (vorher: durch das belgische Prüfinstitut Vinҫotte) oder von TÜVReinland DIN CERTCO durchgeführt. Als Grundlage dienen Internationale Normen.
Eine Auswahl der wichtigsten Labels
Labels zur Kompostierbarkeit von Biokunststoffen
„Seedling“ oder „Keimling“
TÜV AUSTRIA – TÜVREINLAND DIN CERTCO
Der „Keimling“ ist eine Marke von European Bioplastics und wird durch TÜV AUSTRIA oder TÜVReinland DIN CERTCO an Produkte vergeben, die der EN 13432 entsprechen. Er kennzeichnet kompostierbare Kunststoffe. www.european-bioplastics.org
OK compost INDUSTRIAL
TÜV AUSTRIA
Produkte und Verpackungen, die dieses Logo tragen, sind in einer industriellen Kompostieranlage garantiert biologisch abbaubar. Grundlage bildet die Norm EN 13432.
OK compost HOME
TÜV AUSTRIA
Die Temperatur in einem Gartenkomposthaufen ist deutlich niedriger und weniger konstant al ein einer industriellen Kompostieranlage. Durch dieses Logo ist eine vollständige biologische Abbaubarkeit im Gartenkompost garantiert.
Labels zur biologischen Abbaubarkeit von Biokunststoffen
OK biogradable MARINE
TÜV AUSTRIA
Dieses Label garantiert die biologische Abbaubarkeit der zertifizierten Produkte im Meer. Es soll den Verbraucher aber nicht dazu animieren, die Produkte absichtliche im Meer zu entsorgen.
OK biogradable SOIL
TÜV AUSTRIA
Dieses Label garantiert, dass ein Produkt im Boden vollständig biologisch abbaubar ist und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat. Es ist vor allem an Produkte aus dem landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Bereich gerichtet.
OK biogradable WATER
TÜV AUSTRIA
Dieses Label garantiert die biologische Abbaubarkeit in einer natürlichen Süßwasserumgebung.
Labels zum Einsatz von erneuerbaren Ressourcen bei Biokunststoffen
OK biobased
TÜV AUSTRIA
Dieses Label kennzeichnet Produkte auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen. basierend auf den Prozentsatz an nachwachsenden Rohstoffen (% biobasiert) kann das Produkt mit 1 bis 4 Sternen ausgezeichnet werden.
Labels zum Anteil an biobasiertem Kunststoff an der Gesamtmenge
NEN bio-based content
TÜV AUSTRIA
Grundlage für dieses Label ist die europäische Norm EN 16785-1. Der Gehalt bezieht sich auf die Biomasse, nicht nur auf den biobasierten Kohlenstoff. Das Zeichen gilt für Grundstoffe, Zwischenprodukte und Fertigprodukte. Auch feste, flüssige und gasförmige Produkte, die Kohlenstoff enthalten, können zertifiziert werden. NEN ist das Niederländische Normungsnetzwerk.
DIN CERTCO
TÜVReinland
Diese Zertifizierung gibt den Anteil des biobasierten Kunststoffs an der Gesamtmenge an. Grundlage ist die Norm ASTM 6866. Der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen steht in Prozent oberhalb des DIN Logos:
- Biobasiert 20-50%
- Biobasiert 50-80%
- Biobasiert > 85%
Ausblick Biokunststoffe in Niederösterreich
Das Land Niederösterreich beteiligt sich seit über einem Jahrzehnt an Forschungsprojekten diesem Thema. Insbesondere stehen biologisch abbaubare Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen im Fokus. So wird aktuell beispielsweise die Verwendung von Biokunststoffsäcken als Vorsammelsäcke für die Biomüllsammlung evaluiert.
Biobasierte Kunststoffe sind CO2-neutral und können aus landwirtschaftlichen Reststoffen oder Nebenprodukten hergestellt werden. Nachhaltig produzierte und abbaubare Biokunststoffe können eine Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen darstellen. Sie eignen sich zudem hervorragend dafür, Gemüse, Obst und Gebäck länger frisch zu halten. Je nach Lebensmittel kann durch Lagerung im Biokunststoffsackerl die Haltbarkeit um 1 bis 5 Tage verlängert werden.
Gemeinsam gegen Einweg-Plastik
Das Land Niederösterreich, die NÖ Umweltverbänden und der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ setzen einen Schwerpunkt zum Thema Einweg-Plastikvermeidung. Das Nachhaltige Beschaffungsservice NÖ bietet ein Unterstützungsangebot für Gemeinden an.
Beschaffung & SDG
Die nachhaltige Beschaffung kann durch die Berücksichtigung der 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales viel zur Umsetzung der SDGs beitragen.